Legendäres Duell zwischen Muster und Stich 1996

Legendäres Duell zwischen Muster und Stich 1996

Der Traum von Thomas Muster von einer erfolgreichen Titelverteidigung bei den French Open ist ausgeträumt. Der Weltranglistenzweite, auf Grund seiner Seriensiege auf Sand allgemein als einsamer Topfavorit gehandelt, verjuxte gestern gegen Michael Stich eine 5:2-Führung im vierten Satz und ging nach 2:36 Stunden unerwartet mit 6:4, 4:6, 1:6, 6:7 (1/7) unter.

Das war nicht der Muster, wie er sonst auf Sand von Sieg zu Sieg eilt und seine Gegner der Reihe nach zermürbt. Denn es war keineswegs ein perfektes AufschlagVolley-Spiel von Stich, das den Steirer auf Sand in die zweite Saisonniederlage nach München (Carlos Moya) schlittern ließ. “Ich war von der Grundlinie nicht aggressiv genug, um ihn an die Wand zu spielen, und habe Michael immer wieder zurück ins Spiel kommen lassen. Ich selbst habe das Match aus der Hand gegeben”, bilanzierte der Österreicher, der die Enttäuschung herunterzuspielen versuchte: “Ich bin als Favorit ins Turnier gegangen, habe aber leider verloren. Mein Leben hat sich nach meinem Sieg nicht verändert, und das ist auch nach dieser Niederlage nicht anders.” Aus der Sicht Musters waren vor allem zwei Szenen ausschlaggebend. “Eine Schlüsselsituation war das sechste Game im zweiten Set, in dem bei 3:2 und 40:15 die Konzentration ausgelassen hat.” Statt 4:2 stand es kurz darauf 3:3, und nach dem Gewinn des zweiten Sets, den Stich mit einem Break und einer Portion Glück (Netzroller, Linienbälle) 6:4 gewann, kam Stich plötzlich weit besser in Schwung, während bei Muster (“In den entscheidenden Situationen habe ich auch etwas unglücklich gespielt”) das Gegenteil der Fall war. “Chancen hatte ich genug, doch habe ich heute eben nicht meine konstante Leistung von den vergangenen zwei Wochen gebracht”, meinte Muster, und Coach Ronnie Leitgeb pflichtete ihm bei: “Es gibt so Tage. Der Punch hat gefehlt. Thomas hat zuviel Schablone, zu durchsichtig gespielt.”

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